Variable sonderpädagogische Unterrichtsplanungen I

von Alexander Lang

... Aktualisierungen des Ursprungsartikel in der Zeitschrift für Heilpädagogik finden sich hier.

„In Zeiten vielfältiger Umbrüche und sich dynamisch verändernder (Schul- und) Lebenswelten sowie zunehmender Pluralisierung von Lebensrealitäten (auch durch Inklusion im Bildungssektor) erscheint es uns Zeit für ein flexibleres Denken von sonderpädagogischer Förderung. Dabei scheint es zugleich sinnvoll zu sein, auf die oben beschriebenen Veränderungen unserer Profession mit einem höheren Maß an Dynamik bzw. Variabilität sonderpädagogischer Unterrichtsplanung in der wesentlichen Dimension der Zielformulierung zu reagieren. Zudem sollte sich das Bewusstsein regelrecht auf die Suche nach Themen und Zielen richten, die in Zielbereichen sogar eine Art Immanenz (bereichsspezifischer) sonderpädagogischer Förderung in Fachinhalten annimmt.” (Lang/Walbert 2021, S. 29).

Gleichzeitig erscheint es mir aus ES-Sicht logisch, dass selbstverständlich nicht für alle Schülerinnen und Schüler der dialogische und dynamische Prozess sonderpädagogischer Förderung am gleichen Punkt zu sein scheint, vielmehr vermuten Georg Walbert und ich, dass sich verschiedene Phasen dieses Prozesses identifizieren lassen, aus denen sich jeweils unterschiedliche Konsequenzen für eine sonderpädagogische Unterrichtsplanung (aber auch praktische Durchführung ohne die im Vorbereitungsdienst/Referendariat theoretische Fundierung) ergeben: „Wir leiten folgende drei Phasen (mit fließenden Übergängen) der Reattribuierung von Schule (Phase 1), der Initiierung von Veränderungsprozessen (Phase 2) und der zweigeteilten, von Stagnations- (A) oder vertiefenden Veränderungsprozessen (B) gekennzeichneten Phase 3 hypothetisch aus unserer praktischen Berufserfahrung ab und beschreiben sie thesenartig” (ebd., S. 27). Auch aufgrund dieser 3 Phasen des sonderpädagogischen Förderprozesses ergibt sich die Notwendigkeit einer individuelleren aber auch variableren Planung (von Unterricht/Förderung), denn meine Berufspraxis im ES Bereich zeigte mir, dass insbesondere für das Unterrichten in den ausgeprägteren Extrembereichen (siehe auch hier oder hier) unseres Arbeitsbereichs (z. B. Phase 3A und Phase 3B: einerseits Schülerinnen und Schüler, deren Lern- und Lebensphase längere Zeit von Stagnation oder Regression gekennzeichnet ist und andererseits befinden sich in der gleichen Lerngruppe Schülerinnen und Schüler, die den Abschluss nach 10A oder 10B anstreben) individuellere Zugänge und ein hohes Maß an Variabilität nötig ist.

Folgende Varianten haben wir im Sinne einer variablen sonderpädagogischen Unterrichtsplanung bisher aus ES-Sicht identifiziert, wobei sicherlich auch Mischformen und weitere Varianten denkbar sein werden (nach ebd., S. 29/30):

Fachliche
Akzentuierung

... durch inhaltliche Immanenz
sonder­päda­gogischer Förderung.

Fachliche
Akzentuierung

... durch methodische Immanenz
sonder­päda­gogischer Förderung.

Duale
Planungskompetenz

... durch Ver­knüpfung fachlicher Inhalte mit sonder­päda­gogischer Förderung.

Duale
Planungs­kompetenz

... klassische Dualität ohne Bezug zwischen sonder­päda­gogischer Förderung und Fach­inhalten.

Dominierendes Fach­ziel

Das Förder­ziel wird zum (Fach-) Ziel.

Thera­peutisches Milieu

Es wird auf den Haupt­wirk­faktor Adaptivität des Unter­richts an die Bedürfnis­lagen und Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler angelehnt ein „thera­peutisches Milieu“ geschaffen, in welchem alle am Fach­ziel individuell partizipieren können.

Zukünftig werde ich hier im Blog Auszüge aus schriftlichen sonderpädagogischen Unterrichtsplanungen veröffentlichen, die innerhalb der aufgezeigten Bandbreite sonderpädagogischer Unterrichtsplanungen die Freiräume zwischen den Polen klassischer dualer Unterrichtsplanung und fachlicher Akzentuierung füllen und teilweise neuartig erscheinen. Ich möchte mich bei meinen Kolleginnen und Kollegen (ehemalige Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärter von mir) für die Bereitschaft und Unterstützung bedanken, mir hierfür Auszüge aus echten schriftlichen Unterrichtsplanungen zur Verfügung zu stellen - alle Veröffentlichungen entstanden im Realraum sonderpädagogischen Unterrichtens und entsprangen somit nicht fiktiven idealtypischen Vorstellungen. Zur Veröffentlichung wurden sie lediglich von mir gekürzt und kleine Ergänzungen und Anonymisierungen vorgenommen.

 

Literatur

Lang, A. und Walbert, G. (2021): Variable sonderpädagogische Unterrichtsplanung – neue Impulse der sonderpädagogischen Unterrichtsplanung in der Fachrichtung Emotionale und soziale Entwicklung. In: Zeitschrift für Heilpädagogik, Ausgabe 1, 2021, S. 23-33

 

Allgemeiner Hinweis zu den Auszügen aus Unterrichtsplanungen

Alle Auszüge aus den schriftlichen Planungen auf www.dasistes.info entstanden im Ausbildungskontext. Es werden einerseits nur in einen neuen Kontext gesetzte Auszüge aus Planungen veröffentlicht, wozu sie von mir teilweise ergänzt und angepasst wurden. Andererseits wurden sie absichtlich nicht aus meiner Rolle als Seminarausbilder heraus hinsichtlich ihrer fachlichen Qualität optimiert. Sie dienen lediglich im Zuge dieser Veröffentlichung als konkrete praktische Beispiele, wie variantenreich und variabel sonderpädagogische Unterrichtsplanungen verfasst werden können.

Hinweis zur Nutzung des Artikels

Dieser Text ist lizensiert unter einer Creative Commons Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen. Bei Nutzung, auch von Auszügen, ist eine Autorennennung mit Quellenangabe nötig. www.dasistes.info, Alexander Lang 2019

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